Sehenswürdigkeiten

Aussichtspunkt Zionskirche: Freier Blick über Berlin

19. Oktober 2015
Blick über Berlin von der Zionskirche

Es muss ja nicht immer der Fernsehturm sein: Der Turm der Zionskirche ist jeden Sonntag für Besucher geöffnet und bietet einen weiten Panoramablick über Berlin. Ganz ohne Termin und Warteschlangen.

Hoch über Prenzlauer Berg

Die Zionskirche ist ein Ort mit einer abwechslungsreichen Geschichte (s. u.). Und gleichzeitig ist sie eine wunderbare Aussichtsplattform für all diejenigen, die dem Menschengetümmel an den bekannten Aussichtspunkten Berlins entgehen wollen. Denn obwohl sie mit ihren 67 Metern eher kurz geraten ist, macht sie mit ihrem Standort auf dem ehemaligen Weinberg zahlreiche Meter wieder gut.

Jeden Sonntag von 12 bis 17 Uhr steht der Turm für Besucher offen. Unter der Woche ist eine Besteigung ebenfalls möglich, doch muss sie bei der Pfarrerin angemeldet werden. Der Eintritt liegt bei einem symbolischen Euro pro Person (Stand Oktober 2015) und wird oben entrichtet. Auch Führungen können gebucht werden.

Nichts für Ängstliche

Der Aufstieg zum Aussichtspunkt ist definitiv nichts für Ängstliche: Er erfolgt über eine sehr enge und steile Wendeltreppe, auf der genau eine Person Platz hat. Die Stufen sind so kurz, dass Erwachsene maximal die Hälfte ihres Fußes auf festen Stein setzen können. Doch es gibt eine Haltestange und lang dauert der Weg ohnehin nicht, denn es sind nur 104 Stufen.

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Bienenstock im Turm; der enge Weg nach oben über die Wendeltreppe

Oben wird man mit einem wunderschön freien Ausblick auf Berlin belohnt. Von drei steinernen Minibalkonen aus kann man bis nach Neukölln, Charlottenburg oder Schöneberg sehen. Zahlreiche Infotafeln klären darüber auf, welchen Turm man in der Ferne noch gerade erahnen kann. Näher dran liegen Reichstag, Potsdamer Platz und Siegessäule. Und natürlich der Fernsehturm, den man von hier weit über die Dächer ragen sieht.

Honig aus luftiger Höhe

Prenzlauer Berg ist heute das Familienviertel Berlins. Und so ist es nicht verwunderlich, dass man sich die zahlreichen üppig bestückten Balkone der Nachbarschaft zum Anreiz genommen hat, um selber sein Glück in der Imkerei zu versuchen. Die Bienen wohnen in einem Stock, der in einer Nische des Turms untergebracht ist, nur wenige Meter unter der Aussichtsplattform. Der Honig selber wird oben im Turm verkauft – echte Prenzl‘berger Eigenzucht.

Der Dom des Nordens – die Geschichte der Zionskirche

Es gab einmal eine Zeit, da stand die Zionskirche auf der höchsten natürlichen Erhebung Berlins – dem Weinberg. Mitten im damaligen Arbeiterviertel, in dem Armut und soziale Probleme grassierten, war eine Kirche bitter nötig: Für die Seelsorge, die Armenspeisung und die Kinderbetreuung. Mithilfe staatlicher Gelder wurde die Kirche 1873 vollendet und eingeweiht. Der sogenannte Dom des Nordens ragte nun über die Dächer Berlins – ein Name, den die Kirche ihrer Größe und Schönheit verdankte.

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Die Zionskirche, der Dom des Nordens

Nahe des Grenzstreifens gelegen, wurde die Zionskirche in der DDR zu einem Ort des Widerstands. Die Schließung der im Pfarrhaus gelegenen, regimekritischen Umwelt-Bibliothek durch die Stasi im November 1987 und die Verhaftung mehrerer Aktivisten schaffte es bis in die Westmedien – dank des öffentlichen Protests, der schließlich auch die Freilassung der Inhaftierten bewirkte. Und auch heute noch ist die Kirchenleitung durchaus an tagespolitischen Themen interessiert, wie verschiedene Transparente zur Asylpolitik und ein selbst gezimmertes Flüchtlingsboot vor dem Haupttor beweisen.

 


Kurzinfo

Zionskirche Turmbesteigungen:

  • Sonntag 12:00 bis 16:00 oder nach Vereinbarung
  • Eintritt: 1,00 €
  • Führungen möglich
  • Stufen: 104

 

 


 

Autor-bildVerena Metzler ist begeisterte Wahlberlinerin und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Neuberlinern und Touristen das Berlin zu zeigen, das sich abseits der ausgetretenen Touristenpfade verbirgt. Hauptberuflich arbeitet sie als freie Lektorin und Texterin.

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